Anna

Geschichte des Tages

Nadin Brunkau
Anna

Sie sah in den Nachthimmel hinauf. Konnte es tatsächlich sein, dass er zu einem jener Sterne dort oben geworden war?
Wie oft hatten sie im letzten Sommer gemeinsam unter dem Himmelszelt gesessen, und er erzählte von seiner, dieser Phantasie.
Es war seine Vorstellung von der Reise, die er bereits Monate zuvor antrat.
Er glaubte fest daran, ein Stern am Himmel zu werden.
„Ich werde es vermissen, das Leben, das schläft, während ich nachts dort oben Wache halte und den Schaflosen leuchte.“
Anna hatte geweint.
Sie weinte vor Schmerz, vor Wehmut und dem kommenden Abschied, den sie seit Wochen lebten.

Nun stand sie auf der dunklen Terrasse, bewusst hatte sie kein Licht angemacht. Das Glas Weißwein hielt sie wie den heiligen Gral zwischen beiden Händen geborgen, während sie sich an die kalte Hauswand lehnte.
„Er muss richtig kalt sein!“, pflegte er stets zu sagen, wenn sie abends die Flasche aus dem Kühlschrank holte, und ja, das war er heute Abend.
Fast war er zu kalt, und Anna zog die Strickjacke enger um die Schultern. Unablässig suchten ihre Augen den Himmel ab.
Wo war er?
Welcher Stern war neu geboren, um sie hier unten auf der Erde nicht allein zu lassen?

Sie dachte an ihn. An seine Kraft, die seinen Körper bald Tag um Tag verließ, und doch nur seine Seele nicht zu erfassen schien. Wie oft tröstete er sie, nahm sie in den Arm, in den Momenten, in denen sie ihn hätte halten sollen.
Woher hatte er all die Kraft genommen?

Anna wusste es nicht, während der Weißwein ihre Kehle herunterlief.
Süß schmeckte er bei all der Säure, die er doch enthielt.
Kalt war er, während er doch ihr Herz mit den Erinnerungen an ihn erwärmte.
Glatt war die Oberfläche des Glases, während ihr Leben in Scherben lag.

„Sieh nicht nur das Negative!“
Plötzlich drang seine Stimme zu ihr. So real, dass sie sich zu dem Stuhl umdrehte, den er nie wieder besetzen würde.„Genieße den  Augenblick!“

Die Tränen in Annas Augen ließen den Sternenhimmel verschwimmen, ehe ihr auf einmal ein kleiner Stern auffiel. Er leuchtete neben all den anderen auf, so dass er selbst durch ihre getrübte Sicht drang.
Plötzlich zweifelte Anna nicht mehr:Er hatte sein Versprechen gehalten.

Dort oben stand er am Firmament und streichelte sie in dem Moment mit seinem Licht. Es gab ihr Wärme, einen Punkt an dem sie sich festhalten konnte, genauso, wie er es zu Lebzeiten getan hatte.

Anna blinzelte, ehe sie ihr Glas zu einem Trost erhob.

Interview im Autorennetzwerk



Autoreninterview Nadin Brunkau

Mein Name ist Nadin Durcak. Ich bin 40 Jahre alt und habe mein Herz in Heidelberg verloren.
Die meisten von euch kennen mich unter meinem Mädchennamen: Nadin Brunkau.

Begonnen hat alles mit einer schwierigen Phase in meinem Leben. Wer kennt sie nicht, persönliche Schicksalsschläge, die uns manchmal daran erinnern, uns fast zwingen, uns endlich mehr mit uns selbst zu beschäftigen.
Ich habe mich darauf besonnen, dass ich früher gern kreativ war, schrieb und malte, und mit Beidem wieder begonnen.
Als verheiratete Mutter von drei Söhnen, Hausherrin, Teilzeitkraft und Hundemama war mir schnell klar, dass ich ein Ziel verfolgen muss, um den „Ablenkungen“ in meinem Leben zu trotzen.
Gesucht- gefunden: Der Oldenburger Jugendbuchpreis war noch knapp ein dreiviertel Jahr entfernt, und ich nahm ihn als Anlass meinen Jugendroman „Brüderkuss“ zu schreiben.
Dabei ging es in der Hauptsache nicht darum, zu gewinnen, sondern eine Deadline zu haben und dranzubleiben.
Stolz habe ich das Manuskript pünktlich im Juni 2015 abgeschickt und später unter dem Pseudonym Nane Neufeld veröffentlicht.

Zeitgleich habe ich auf WordPress meinen Blog eingerichtet, um über das Projekt zu berichten, und bin dem Autoren_Netzwerk beigetreten.
Es war – und ist noch heute – ebenso Hilfe wie ein unerlässlicher Motivationspool, und ich lerne wunderbare Menschen mit dem gleichen „Hobby“ kennen.
Der Austausch, all die Informationen begleiten mich, so dass ich inzwischen als Selfpublisher über Amazon in den kommenden Tagen mein sechstes Buch veröffentliche.

Ich freue mich auf das Interview und schaut doch mal in meinen Blog rein, in dem es nicht nur um das Schreiben, sondern auch um meine größte Leidenschaft: Das Leben an sich, geht.

Herzlichst, eure Nadin

Links:

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Amazon Autorenseite

Das Autoren_Netzwerk freut sich, die Autorin Nadin Brunkau zum Interview begrüßen zu dürfen.

Wie bis du zum Schreiben gekommen?

Wahrscheinlich wie viele von uns durch ein persönliches Ereignis, dass einen wieder daran erinnert, was man eigentlich gern macht / kann.

Wie alt warst Du, als Du mit dem Schreiben angefangen hast?

Ich habe in der Pubertät viel geschrieben. Dann lange pausiert, bis ich an meine eigenen Grenzen gestoßen bin und mich wieder darauf besonnen habe.

Bist du der klassische Plotter oder schreibst du direkt aus dem Kopf und arbeitest dann nach?

Ich gestehe, ich schreibe aus dem Bauch heraus. Meistens beginne ich danach zu plotten und arbeite dann ab der Hälfte mit einem Plot, um mich nicht zu verrennen. Schwierig war es bei meinem Roman „Wer von Sünde spricht“. Da habe ich mir selbst eine Herausforderung gestellt, weil ich 8 Menschen, 7 Todsünden an einem Wochenende in einem Innenhof sitzen und diskutieren lasse.

Wie gehst du ein neues Buch an? Wie entwickelt sich die Ideen? Woher bekommst du deine Inspiration?

Meine Inspiration ist eher spontan. Meist reicht ein Wort oder ein Satz und ich beginne darüber nachzudenken und es aufzuschreiben. Wenn ich Glück habe entwickelt sich eine Geschichte daraus.

Schreibst du direkt in den PC oder machst du dir wie viele andere erst handschriftliche Notizen?

Voll old school: ich schreibe alles mit der Hand und mich kann man mit einem Notizbuch zu den Feiertagen glücklich machen oder mit einem Füller.

Wie gehst du mit Störungen um, wenn du schreibst?

Als Mutter von drei Kindern sind „Störungen“ quasi mein zweiter Vorname. Wenn ich an einem Projekt arbeite stehe ich sehr früh auf. Gegen 3 oder 4 Uhr morgens um die freie Zeit zu nutzen.

Magst du kurz anreißen, worum es in „Lifescapes“ geht?

Lifescapes sind die Landscapes, die Landschaften des Lebens. Es ist eine Kurzgeschichten Sammlung, die von dem Leben und den Menschen handelt.

Was brauchst Du unbedingt zum Schreiben?

Unbedingt zum Schreiben? Einen Block und einen Kulli.

Arbeitest du an einem weiteren Buch?

Ja ich habe einen Roman in der Schublade, dessen Überarbeitung ich aber immer wieder aufschiebe. Weißt du warum? Ich habe das Gefühl, es könnte etwas ganz besonderes sein und ich möchte es nicht vermurksen. Deswegen warten wir …

Wie kommst du auf die Idee, du könntest ihn vermurksen?

Ich weiß es nicht, aber kennst du das Gefühl, dass etwas noch reifen muss?

Hast Du irgendwann schon einmal etwas geschrieben, was Dir jetzt peinlich ist?

Ich schreibe oft etwas was mir hinterher peinlich ist. Gott sei Dank ist meine Handschrift so unleserlich, dass sie außer mir niemand entziffern kann.

Wie stehst du zu Lesungen? Hast du schon, würdest du gerne? Wie gehst du an sie heran und bereitest dich vor?

Ich habe eine Lesung bisher gehalten und fand es ganz wunderbar. Gern würde ich öfter lesen. Ich mag die Aufregung vorher und vor allem das direkte Feedback der Zuhörer. Wie bereit ich mich vor? Ich wähle die besten Szenen aus und vertraue darauf, dass die Menschen die kommen, mir wohlgesonnen sind.

Hattest Du schon schlechte Kritiken, und wenn ja, wie gehst Du damit um? Oder wie würdest Du damit umgehen?

Natürlich hatte ich schon schlechte Kritiken. Mein Schreibstil polarisiert. Manche mögen es, Manche nicht, Ich versuche jede Kritik ernst zu nehmen und prüfe sie dahingehend, was ich ändern kann ohne mich selbst zu verbiegen.

Ich werfe mal die Frage nach den drei Dingen – keine Menschen – in den Raum. Was nimmst du mit in die Wüste bzw. ins Packeis?

Wenn ich könnte einen Stift, ein Notizbuch und etwas zu trinken .

Über was würdest du nie schreiben?

Das ist eine schwierige Frage. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich einen Gedanken verwerfe, weil ich denke, dass kannst du nicht schreiben. Es nimmt jemand persönlich oder bezieht es auf sich. Kennt ihr das nicht, dass Menschen die euch kennen in jeder eurer Geschichte etwas autobiografisches suchen?

Welche Autoren liest du? Inspirieren sie dich?

Ich lese eigentlich querbeet. Das einzige was sich in meinem Bücherregal nicht findet sind klassische Frauenromane, wobei ich nichts gegen sie habe, aber es mich einfach nicht gepackt. Ansonsten lese ich auch gern Klassiker. Ich mag Menschen, Schreiberlinge, die mit der Sprache hantieren.

Wie geht deine Familie mit der Schreiberei um? Unterstützt sie dich?

Meine Familie unterstützt mich. Sieht sie doch, dass es mir gut tut.

Was war zuerst da? Der Blog oder der Gedanke, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen?

Der Blog kam mit der Idee zum ersten Buch, fast parallel.

Hast noch Zeit für Hobbies nebenbei?

Ich male, wenn mein Kopf gerade leer ist oder die Finger den fein motorischen Dienst des Schreibens verweigern.  Ansonsten habe ich Hund, Haus, Kegel und drei Söhne. Sport treibe ich nicht.

Bezeichnest Du Dich als Autorin oder Schreiberling?

Wo ist der Unterschied zwischen Autor und Schreiberling? Es ist ein Handwerk. Vielleicht ist der eine ein Geselle und der andere ein Meister, dann bin ich eher der Schreiberling.

Ich fragte nur, weil viele Autoren den Begriff Schreiberling negativ sehen.

Ich finde den Begriff Schreiberling nicht negativ. Für mich ist es ein Anfangsstadium. Was macht den einen Autor aus?

Hast du einen Traum, den du dir unbedingt erfüllen möchtest? Bestsellerautor gilt nicht, das werden wir schon.

Ich mag noch einige Reisen machen.

Eine gute Fee erfüllt dir drei Wünsche …

Gesundheit für mich, meine Familie und alle Lieben um mich herum. Den Rest kriegt man irgendwie gestemmt.

Sollte ein Buch von dir verfilmt werden, hättest du bereits Hauptdarsteller im Hinterkopf? Wer würde es werden?

Oh welch indiskrete Frage – zugegeben, ich habe für die „Darsteller“ Protagonisten zu „Wer von Sünde spricht“ Schauspieler aus dem Internet ausgedruckt und an meiner Pinwand gehabt, um sie gut zu beschreiben.

Jetzt würde ich gern einen Roman schreiben und mit dem Schauspieler Eddi Redmayne verfilmen. Wahnsinniger Charakterdarsteller, den ich letztens in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ gesehen habe….müsst ihr unbedingt schauen. Den Titel weiß ich noch nicht. Vielleicht „Alle sieben Jahre wird ein Fuchs geboren“ …

Wer hing an deiner Pinnwand?

An meiner Pinwand hingen sie alle – von Katharina Thalbach bis Axel Prahl.

Wie (oder wo) findest du deine Leser?

Leser hätte ich gern mehr. Wo finde ich sie … je ne sais pas …

Wie erholt du dich?

Ich erhole mich am liebsten bei einem Glas Wein oder der Gartenarbeit.

Hast du irgendwelche Laster – Fahrzeuge gelten nicht?

Definitv rauche ich zu viel. Es sind die Musen Laster: Nikotin und Alkohol. Und der innere Schweinehund …

Wie viele Bücher hast du schon veröffentlicht?

Ich habe mit dem Kurzgeschichten Band sechs Bücher veröffentlicht.

Hörst du Musik beim Schreiben? Wenn ja, irgendetwas bestimmtes?

Die Musik muss unbedingt zur Stimmung passen. Das kann eine Piano Endlosschleife sein zu etwas emotionalen und etwas lautes zu zu einer spannenden Geschichte. Ich liebe Musik und bin auch hier altmodisch. Vinyl liebe ich am meisten.

Hast du einen Tipp für jemanden, der mit dem Schreiben anfangen möchte?

Er soll unbedingt anfangen! Das ist der erste Schritt. Und ich wäre heute nicht da, ohne euch in diesem Netzwerk kennengelernt zu haben. Dies ist mal ein Platz für eine Liebeserklärung – danke.

Wie gehst Du damit um, dass es möglich ist, Deine Bücher kostenlos herunterzuladen? Also Buch Piraterie?

Ich habe schon gesehen, dass es auch Kopien meiner Bücher gibt. Aber ich bin da leider zu wenig bewandert um etwas zu unternehmen. Vielleicht sollte ich mich einfach freuen, dass es Menschen gibt, die das Buch dann wenigstens „schwarz“ lesen. Nein, Spaß beiseite, wir verdienen alle keine goldene Nase als Selfpublisher und ich fände es schon okay, wenn die Druckerpatronen wieder reinkommen. ich halte nichts davon und kaufe auch meine Musik legal.

Wie sieht die Zukunft der Autorin aus? Hast du eine Vorstellung, wo du in 5 Jahren sein möchtest?

In fünf Jahren? Ich weiß es nicht. Nach meinem Besuch der FBM im vergangenen Jahr träume ich davon, einmal auf einem Hallen hohen Regal zu stehen. Mein Titel von oben bis unten, Ja, ich träume,  vielleicht wird es der Titel Nummer 13 oder 21, oder in zehn Jahren,  oder nie, aber der Traum treibt einen an.

Das mit dem Hallen hohen Regal gefällt mir.

Die sehen super aus… wie Wolkenkratzer … der Traum der Menschheit …

Die Menschheit braucht Regale? Lächel …

Jupp. definitiv und sie sollten Hallen hoch sein …

Vielen Dank für das offene Interview, Nadin, weiter viel Erfolg und auf das du dein Hallen hohes Regal bekommst. Schönen Abend noch an alle. 


Elli

noch nicht lektoriert, und ich freue mich auf euer Feedback

Taucht ab…

Elli

Ihre zierliche Handschrift leuchtete ihm entgegen. Er machte sich nicht die Mühe, die Wörter zu entziffern, wusste er doch, dass es ihm nur allzu schwer gelang.

Vierzig Jahre liebten und kannten sie sich bald in- und auswendig, doch ihre Handschrift blieb bis zum Schluss ihr Geheimnis. Edgar tat sich schwer, sie zu lesen. Das war ihm jetzt auch  nicht wichtig, und er ließ sich mit den beschriebenen Blättern in seiner Hand in ihren Stuhl am Schreibtisch sinken.

Wie oft hatte er sie hier gesehen: Den Kopf schräg geneigt, grübelte sie über die mehr als tausend Geschichten, die sie im Laufe der Jahre geschrieben hatte. Sein Blick glitt über das Chaos aus Blättern, Notizen, Stiften und allem anderen. Ihr Schreibplatz war unverändert. Fast so, als könne sie des Nachts einfach auftauchen. Sie würde das kleine Licht anknipsen und weiterschreiben, bis er im leeren Bett nebenan aufwachte. Schlaftrunken käme er in das Wohnzimmer und würde sie in dem warmen Licht sitzen sehen.

„Kannst du nicht schlafen?“

Er würde warten, bis ihre zierlichen Hände den Satz beendeten, ehe sie sich zu ihm umdrehte.

„Ich hatte eine Idee!“

Ihr aufgeregtes Lächeln würde ihn anstecken, auch wenn er die Faszination des Schreibens nie für sich selbst entdeckte. Doch das Leben, das seine Elli jedes Mal ergriff, wenn sie an einem neuen Projekt arbeitete, machte ihn mit ihr gemeinsam lebendig.

Edgar lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Das Rascheln der Blätter auf seinem Schoß war ein vertrautes Geräusch und ließen ihn an die vielen gemeinsamen Abende denken. Zwei Gläser Wein, der Feuerkorb, brennende Kerzen und der nachfragende Blick seiner Elli, wenn sie ihm vorgelesen hatte und nun auf seine Anmerkungen wartete. Wie liebte er den Klang ihrer Stimme, wenn sie ihm die eigen geschriebenen Worte vorlas.

Edgar seufzte.

Seine Hand fand zwischen dem Sammelsurium auf ihrem Schreibtisch einen Stein. Leise lächelnd dachte er daran, wie sie ebenso seelenruhig wie stundenlang an den Stränden der Welt nach Muscheln und Steinen suchte. Nicht selten resultierte ihr Übergepäck beim Heimflug von den „Schätzen“, die sie kiloweise in jeder Tasche barg. Wie oft hatte er darüber geschimpft.  Jetzt barg er den Stein in seiner Hand. Glatt war er, von den Gezeiten des Wassers geschliffen und ohne scharfe Kanten. Fast so wie seine Elli. Zart war sie, liebevoll, und er konnte sich an ihr nicht reiben, auch wenn er es hin und wieder versuchte. Ihre wenigen Streits in der langjährigen Ehe waren fast ausnahmslos vom Zaun gebrochen. Doch seine Elli nahm ihm nicht selten den Wind aus den  Segeln. So blieb seine Wut im Nachhinein wie eine kühle Brise am Meer zurück, während sie wieder gemeinsam in der Sonne standen und den Blick auf den Horizont richteten. Bald spürte er bei diesen Gedanken die salzige Luft auf seinen Lippen. Sie hatten das Meer beide so geliebt.

Darauf bedacht, nichts durcheinanderzubringen, legte er ihre Aufschriebe zurück auf den Tisch.

Edgar sah auf die Uhr. Es war kurz nach zwei an diesem Morgen und im angrenzenden Garten war es still.  Tiere wie Pflanzen schliefen, nichts brachte sie aus der Ruhe. Was war es, was ihn geweckt hatte?

Leise, um niemanden, der ohnehin nicht das war, zu wecken, schob er den Stuhl zurück und öffnete anschließend die Terrassentür. Die kühle Sommerluft zog unter sein Shirt, und er verschränkte die Arme vor der Brust. Edgar nahm einen tiefen Atemzug der Juliluft und sah auf den kleinen Sitzplatz aus geflochtenen Stühlen. Bald hörte er sich und Elli lachen, über eine Idee, die sie hatte und die beide nun bis zum äußersten, ins Lächerliche ausreizten.  Er liebte ihre Einfälle. Sie kamen so spontan und brachten jedes Mal das Leuchten in ihre Augen mit, ehe es auch die vom Wein geröteten Wangen erfasste.

Plötzlich spürte er die Tränen in sich aufsteigen. Wie vergänglich war sie doch die Zeit. Er sollte nicht hadern, mahnte sich selbst und dachte an die Freunde in seinem Alter, die längst ganz allein waren.

Am nächsten Morgen stand er vor dem Spiegel. Längst hatte er sich für das Lieblingsjacket seiner Frau entschieden und warf einen abschließend prüfenden Blick auf den Sitz. Pünktlich bestieg er kurz darauf den wartenden Wagen seines Sohnes und sah schweigend aus dem Fenster. Die Bilder der vergangenen Nacht verfolgten ihn , und er umklammerte Gedanken versunken den Stein in seiner Hand.

„Bleib mutig.“

Die aufmunternden Worte seines Sohnes und sein Schulterschlag waren alles, was ihm nach dem Aussteigen blieb. Sie würden auf dem Nachhauseweg sprechen – so wie jedes Mal.

Freundlich grüßte Edgar alle Entgegenkommenden. Er beschritt die so gut gekannten Gänge, wechselte von einem Flur in den nächsten. Sein Blick fiel aus dem großen Sprossenfenster hinaus in den Park. Sie Sonne schien an diesem Julitag und vielleicht würden sie den Tag heute draußen verbringen.

Ihre Zimmertür stand offen, und er trat ein. Er sah ihren zur Seite geneigten Kopf, während sie aus ihrem Fenster sah.

„Guten Morgen.“

Fast erschrocken fuhr sie herum, so wie früher, wenn er sie beim Schreiben unterbrach.

„Die Sonne scheint heute, vielleicht können wir noch ein bisschen nach draußen gehen.“

Sie blieb stehen und sah ihn aus großen Augen an.

„Wer sind sie?“

„Ich bin Edgar.“

Er trat auf sie zu und streckte ihr die Hand mit dem Stein entgegen.

„Kennen wir uns?“

Zögernd griff sie nach dem Stein und schob ihn zwischen ihren kleinen Fingern hin und her.

„Er ist wunderschön.“

„Du hast ihn gesammelt.“

„Wo?“

Ohne den Blick abzuwenden, ließen sie sich auf der kleinen Sitzgruppe nieder, und Edgar begann von dem Urlaub in Frankreich zu erzählen.

Heute war er derjenige, der Geschichten längst vergangener Zeiten erzählte, während seine Elli ihm lauschte. Sie tauchten beide ab: Er in seinen Erinnerungen, und sie in ihrer Phantasie, und Edgar hoffte jedes Mal, dass seine Frau sich darin selbst begegnen würde.

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Reinlesen lohnt sich! 🌻

Und „Vom Schreiben schreiben – wenn Worte Bilder malen “  ebenfalls als ebook bei Amazon für 0.99 Euro

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„Das LEBEN leben- in all seinen Farben“
Bei Amazon als ebook für nur 0.99 Euro

Introducing….

„Manchmal
Möchte man die Welt umarmen,
Gleich nach dem Gefühl, sie wegstoßen zu wollen.

Manchmal
Lacht man herzhaft laut auf,
Während die Tränen still über die Wangen laufen.

Manchmal
Erfüllt das eine unser Herz,
Was es im nächsten Moment in tausend Stücke reißt.

Manchmal
Schweigen wir bei den fehlenden Worten,
Während wir sie laut wortlos schreien.

Manchmal
Fühlt sich eine Umarmung so gut an,
Bevor das Gefühl von ihr erstickt zu werden, übernimmt.

Manchmal
Bleibt die Welt plötzlich stehen,
Während sie sich zeitgleich viel zu schnell dreht.

Manchmal
fühlen wir das Eine so verschieden,
Das eine kleine Wort, das so viele Gesichter hat. “

(Copr. Nane Neufeld / 1.2016)

Eine befreundete Autorin hat ihre neue Seite auf Facebook eingerichtet und mit einem wie ich finde, ganz wunderbaren Gedicht gestartet.
Ich freue mich, es mit euch teilen zu dürfen.
ALLES LIEBE 🙂

Stolpern

Stolpern

Stolpern ist wie gehen, nur nicht so gleichmäßig, grazil oder elegant.

Und dennoch treibt und bringt es uns immer nur in eine Richtung: Vorwärts.

Wie oft haben wir das Gefühl, beim Straucheln rückwärts zu gehen und dabei zurückgeworfen zu werden.

So sehen wir nun, dass diese Wahrnehmung, ganz einfach eine optische oder gefühlte Täuschung ist.

Die meisten von uns fallen, wenn sie in Bewegung sind, nach vorne und richten sich auch in diese Richtung wieder auf, ehe sie sich schütteln, den Schmutz von den Knien abschlagen und noch einmal den Blick auf das verhängnisvolle Hindernis hinter sich werfen.

Das Gefühl „gefallen“ und damit stehen geblieben zu sein, ist eine Sinnestäuschung wie sie im Buche steht.

Also hadern wir nicht länger nach dem Straucheln, Stolpern, sondern raffen uns auf und schlagen uns auf die Schulter.

Wir sind vor dem Hindernis nicht stehen geblieben, auch wenn diese Alternative für einen Augenblick wirklich verlockend erschien.

Wir haben es gewagt und sind gefallen.

Doch, nachdem wir wieder auf den Beinen sind, sehen wir den Stolperstein ein gutes Stückchen weiter hinter uns liegen.

Die Niederlage, die eigentliche keine war, haken wir ab mit dem zuversichtlichen Gedanken, dass uns dieses Hindernis, trotz der aufgeschlagenen Knie und der Schmerzen ein gutes Stück weiter auf unserem Weg nach vorne gebracht hat.

( Auszug aus „Das Leben leben- in all seinen Farben“, Autor: Nadin Brunkau – erschienen als TB und ebook bei Amazon.de)

Rezension einer Bloggerin…

http://freaky-like-gnui.blogspot.de/2015/12/rezension-das-leben-leben-kooperation.html

Eine erste Rezension auf dem o g. Blog für mein Buch „das Leben leben“ schaut doch mal rein.

Vielen Dank Marisa und viel Spass euch allen. ..

Sprachlos …

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Was kann furchtbarer sein, als an diesem Novembermorgen mit noch müden Augen als erstes die neuesten Nachrichten zu googeln, um entsetzt die neuesten Ticker über die, gestern Abend  Paris erschütternde Anschlagserie, nachzulesen.

Mit Entsetzen, einem beklemmenden Gefühl in der Brust lese ich die Newsticker der vergangenen Nacht.
Ein Horroszenario, ein Albtraum über die ureigene menschliche Angst, von einer Stadt, die als Heim, als Zufluchtsort  erbaut wurde und  nun nicht mehr sicher zu sein scheint.

Nicht mehr sicher zu sein bei einem Cafebesuch am Freitagabend, nach einer langen entbehrungsreichen Arbeitswoche. Nicht mehr sicher zu sein, um das Wochenende auf einem langersehnten Konzertbesuch einläuten zu können. Auf einem Konzert,  für das die Karten vielleicht schon einige Zeit in der Schublade liegen, auf das sie sich freuen, weil dort am Einlass vielleicht jemand auf sie wartet, mit dem sie das erste Mal einen gemeinsamen Abend verbringen.
Wir denken an all die Menschen, die an diesem Freitagabend vielleicht Stunden vorher die Haare im Bad oder den Sitz der Kleidung im Spiegel überprüft haben, ehe sie die U-Bahn mit einem Lächeln auf den Lippen, Richtung Innenstadt bestiegen haben. Bestiegen, hin zu einem Ziel : dem Treffen mit Freunden, dem Fussballspiel, der Entspannung, Sorglosigkeit, Freude oder anders gesagt: eben einfach dem „Leben“.

Unmöglich zu begreifen, zu erfassen was dann geschieht, wenn in Paris, der Stadt der Liebe, nach neuesten Meldungen zeitgleich an sechs verschiedenen Orten Chaos, Terror und Schmerz ausbricht.
Ein Schreckensszenario gestern Abend und die Fassungslosigkeit hält an, während ich heute Morgen die neuesten Schlagzeilen verfolge.
Ein Grauen, ein Horror, unendliches Leid und meine, unsere Gedanken wandern.

Wandern hin zu den Menschen mit so vielen Wünschen der Kraft. Einer Umarmung für ihren Verlust und den unmenschlichen  Schmerz.
Ein Wunsch der Kraft schenken soll für diese dunklen Stunden, mit der großen und wachsenden Gewissheit, sie sind mit ihrem Entsetzen und ihrer Trauer nicht allein.

Der Schreiberling

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Der Mythos Schreiben begeistert seit jeher die Menschen.
Diejenigen, die es schaffen, ihre Gedanken und Worte auf das Papier zu bannen und mit ihren Geschichten den Schreiber und die Zeit überdauern. Sie werden nicht vergessen und auf dem geduldigen, Ewigkeit versprechenden Blatt überleben.
Überleben und den Leser verschiedener Epochen wieder eintauchen lassen in die Welten jenes Geistes. Jenes Geistes, der sie einmal aufgeschrieben hat. Den sie umgetrieben, vielleicht erlösten  oder ein anderes Mal bald wahnsinnig machten.
So viele Schriften  aus den vergangenen Jahrhunderten, die uns zeigen wie die Menschheit sich weiterentwickelt hat.  All die Fortschritte festhalten, die das Leben rings um sie herum machte, von den Erfindungen,  technischen Errungenschaften , dem Alltagsleben bis hin zur Weltanschauung. 

Und dann nehmen wir es heraus, ganz sorgsam damit es nicht bricht, dieses Buch mit den dünnen, vergilbten fast Pergamentpapier gleichenden Seiten.
Mit seinen Worten sehen wir auch den Schreiberling. Schon lange gestorben vor hunderten Jahren sitzt er wieder an seinem Schreibtisch, den Kamin im Rücken. In seinem Bart zwirbelnd, nachdenklich wie er er den besten Einstieg in die Geschichte findet, ehe der Gedankenblitz ein Lächeln auf sein vom Leben gezeichnetes Gesicht zaubert.
Als er dann Kiel und Feder ins Tintenfass taucht und mit den wohlgeschwungenen Buchstaben auf dem Papierbogen die ersten Worte zu schreiben beginnt.

Vorsichtig öffnen wir den angegriffenen Einband und blättern die erste Seite um.
Wir sehen die Jahreszahl, die Nummer der Ausgabe und streichen vielleicht gedankenversunken darüber.
Auf der kommenden Seite die Widmung an jemanden, der, den liebevollen Worten zu urteilen nach, etwas ganz besonderes für den Autor gewesen sein mag.Jemand , der mit diesen kurzen Worten ebenso damit seinen Platz in der Ewigkeit gefunden hat.
Wir machen uns auf mit dem ersten Kapitel und tauchen ein in eine Welt, die schon vor so vielen Epochen endete.
Der Schreiberling selbst ist bereits seit über 200 Jahren tot und doch wird er jetzt mit seinen Worten lebendig.
Wir lernen ihn kennen, er wird uns vertrauter mit jedem Wort aus seiner Feder, das wir leise  lesen.

So viele Jahre, Jahrhunderte sind seit diesem Aufschrieb vergangen. Die Welt hat sich unaufhörlich weiter gedreht. Eine technische Errungenschaft jagte die nächste,  Dinge von denen der Schreiberling noch nicht einmal zu träumen wagte, wurden erfunden.

Und doch ist es so, wenn wir den Einband vergessen, die Jahreszahl unter der Ausgabe und die alte Schrift ausblenden, dass er mit all seinen Gedanken, Ängsten und Träumen unser Nachbar dort drüben auf der anderen Straßenseite sein könnte.
Dort könnte er sitzen in seiner Bibliothek,  an dem dunklen Schreibtisch hinter den grünen  Brokatvorhängen in seinem eichenverkleideten Herrenzimmer. Sein Blick schweift aus dem Fenster,  der Sonne entgegen, die Vögel bei ihrem Flug beobachtend auf der Suche nach dem passenden Satzanfang grübelnd.
Die Tasse Tee oder das Glas Wein am Abend sicher auf einem silberfarbenen Tablett abgestellt, hebt er es an die Lippen und trinkt in kleinen Schlücken während er über das Leben, die Welt und die Menschen darin sinnt.

Dieselben Gedanken, die wir uns heute noch machen. Beim Schreiben von Geschichten und den Hauptpersonen die wir dabei erschaffen.
Scheinen doch plötzlich selbst nach den mehreren einhundert Jahren, die Fortschritte nur um uns herum zu geschehen wobei die Fragen, die uns als Mensch beschäftigen, immer die ähnlichen und gleichen  bleiben.
„Wo stehen wir und wie schlagen wir uns dabei?  Warum sind wir genau hier und wo sollten wir eigentlich sein? “

Mögen sich auch die Rahmenbedingungen verändert haben, bleibt die Seele der Menschen dabei scheinbar unberührt.
Wahrscheinlich lesen wir sie auch heute deshalb noch so gern. Diese sogenannten Klassiker der Weltliteratur. Wenn wir das Erscheinungsdatum nicht kennen und den Schreibstil außer Acht lassen, könnten wir bei ihren Geschichten nicht sicher sagen, ob sie beim Schreiben schon elektrisches Licht auf ihrem Schreibtisch hatten oder das laute Rollen der Kutschen auf den unbefestigten Wegen draußen vor dem Fenster sie hin und wieder im Schreiben stocken ließ.
Sie sind uns so ähnlich mit ihren Ängsten und Träumen auf der Suche nach der Lösung in diesem Rätsel namens Leben.
Wir leiden mit ihnen bei Enttäuschungen und Schmerz, fühlen die Liebe, die Erfüllung oder den Sieg.
Sie inspirieren uns und leiten uns an, einen begonnenen Gedanken mutig weiterzudenken.

Sie sind uns Muse, Mut und Zuversicht,  wenn wir erkennen,  das wir mit unseren Gedanken, Träumen und Zweifeln schon seit mehreren hundert Jahren nicht wirklich alleine sind.

Der Körper, die Seele, ich und ES …

Es ist Freitagmorgen. Punkt 4.04 Uhr.

Ich sitze im Garten. Auf dem Foto sieht es gemütlich aus. Wie ein warmer, gemütlicher Abend nach Sonnenuntergang. Dem aufmerksamen Betrachter wird die Kaffeetasse, der Fehler in diesem Suchbild nicht entgangen sein: Richtig, es ist morgens und lange VOR Sonnenaufgang.

Ich bin seit zwei Tagen und Nächten mit Migräne geschlagen. Mit allem was dazu gehört von Augenflimmern bis Übelkeit, die mir das längere Schlafen, oder das Schlafen überhaupt noch mehr erschwert. Da ist er wieder, dieser Dauerkopfschmerz, den ich nun bei der zweiten Tasse Kaffee, versuche mit dem Ausblick auf den letzten Arbeitstag der Woche und dem anstehenden gemeinsamen Urlaub zu verdrängen.

Kommt diese Migräne, von der ich in den letzten Jahren -zumindest in diesem abscheulichen Ausmaß-längere Zeit verschont worden bin, vielleicht von dem letzten Wetterumschwung, dem verspannten Nacken oder anderer „hormoneller Frauendinge“…?! Oder ist es doch eher, wie das Buch, das ich vor einigen Jahren geschenkt bekommen habe, ein Ausdruck meiner Anspannung?

Zugegeben, die Abgabetermine für zwei Kurzgeschichten und das Weiterschreiben an dem Romanprojekt saßen mir „buchstäblich“ im Nacken. Die Vorbereitungen des kommenden Campingurlaubs gemischt mit der hurtig eingeschobenen Badrenovierung, bei der natürlich nichts so klappte wie ich mir das vorstellte und angeschlagene Kinder kamen mal wieder zeitgleich zusammen.

„Schmerz als Ausdruck der Seele.“-

Ich erinnere mich gut an meine erste Reaktion. als ich dieses Buchgeschenk geöffnet und irritiert auf den Titel geschaut hatte.  Hin und hergerissen zwischen einem „Was soll denn das? Nimmt man meine damals vorherrschenden Beschwerden nicht ernst?!“ bis zu „Kann das überhaupt sein?“, blieb es erstmal unberührt.

Das Buch stand lange ungelesen in meiner mehrere hundert Bücher umfassenden Regalwand in unserem Wohnzimmer. Einmal fast vergessen, fiel es mir vor zwei Jahren wieder in die Hände. Erneut kopfschüttelnd ablehnend, wollte ich es gerade wieder zurückstellen, als ich darüber nachdachte, dass der Schenker mir eigentlich wohlgesonnen, ein Freund und noch dazu pädagogisch wie therapeutisch ausgebildet war. Also nahm ich es an, es in die Hand und begann bei den ersten Sonnenstrahlen darin zu lesen.

An den einzelnen Inhalt erinnere ich mich nicht mehr genau. Wohl aber daran, dass ich es innerhalb kürzester Zeit bis zum Ende las. Mehr als einmal war ich erstaunt über die darin versammelten Erkenntnisse und bin heute, auch dank des Buches, offener denn je für die kleineren und größeren Wehwehchen in mir und um mich herum.

Fast sensibilisiert nimmt man plötzlich wahr, wenn die Freundin vom Stress im Büro erzählt und anschließend über seit Tagen anhaltendes Sodbrennen klagt. „Es schlägt dir ganz schön auf den Magen, was ?“ – „Ja.“

Die Frau, die einmal zum Kaffee eingeladen all die angestauten Emotionen über die Zwistigkeiten in ihrer Ehe herausläßt und dabei das seit Tagen sich beständig haltende Halsweh nicht ignoriert.  „Du hast regelrecht einen Kloß im Hals – sprich es endlich aus!“

Die Bekannte, die mit ihren drei Nebenjobs, sich mit bloßem Auge erkennbar schon viel zu viel aufgeladen hat, ist heute zu hause geblieben, nachdem sie wegen furchtbarer Schmerzen in den Beinen einen Orthopäden aufgesucht hat. „Marie, das ist alles zu viel! Es zwingt dich in die Knie!“ – „Ich weiß!“

Beim Abholen des Kleinsten im Kindergarten höre ich eine Dreifachmutter, mit dem Säugling auf dem Arm, über die schlaflosen Nächte klagen. „Außderdem ist mein Ohr schon seit Tagen zugefallen. Ich habe richtig Schwindel!“ … sie hat ganz eindeutig „zu viel um die Ohren.“

Wenn wir mal lauschen und beobachten dann hören wir sie so oft. Diese Redewendungen, die wir fast tagtäglich und vielleicht unbewusst benutzen. Nach deren Aussprechen wir aber meistens den Prozeß des Beobachtens und Reflektierens schon wieder beenden.  Wir sollten uns darauf einlassen, uns selbst wieder genauer wahrzunehmen, in dieser hektischen und schnelllebigen Welt. Die Gedanken und Gefühle nicht immer so schnell und so gerne in die, in uns allen sicher vorhandenen Eimerchen schieben, bis sich irgendwann ein Deckel wegen Überfüllung nicht mehr schließen lässt.

Das Sodbrennen:  „die Galle kommt uns hoch“ ; das Völlegefühl : „diesen Stein im Magen“ ;  die Rückenschmerzen: „Ich habe mir zuviel aufgeladen“ … und auch alles Andere ernsthaft zum Anlass nehmen, um  mal wieder in uns reinzulauschen.

Dann, ja dann haben wir sicher auch die Chance, vielleicht schon heute wieder unser „Herz vor Freude hüpfen zu spüren“!   😉

In diesem Sinne einen wunderbaren Freitag, eure Nadin