Autorennetzwerk Callenge

Meine Aufgabe : verfasse eine Kurzgeschichte mit maximal einer Normseite Länge und den folgenden Worten :

Kopfsalat- Ferienende- Stille- Lebkuchen- Zuhause

Here we go:

 

Spätsommer

Das kleine Bauernhaus lag in ihrem Rücken, als sie es durch die Tür der Waschküche verließ. Sarah stand in dem ungepflegten Bauerngarten; ihre Großeltern würden sich bei diesem Anblick im Grab umdrehen. Harkend, Unkraut entfernend, stand die Großmutter Tag für Tag zwischen den Beeten. Großvaters Ruf hallte aus dem angrenzenden Stall zu Sarah hinüber, und er erinnerte sie daran, den Salat von den nimmersatten Schnecken zu befreien. Doch Sarah brauchte diese Aufforderung nicht. Mehrmals täglich suchte sie fasziniert zwischen den Blättern nach den Tieren, die ihr Zuhause bei jeder Reise mit sich trugen. Den Kopfsalat an sich mochte sie allerdings nicht, und noch viel weniger die Lebkuchen, die viel zu früh, bereits Ende August im Supermarkt auftauchten, und damit jedes Mal unweigerlich das gekommene Ferienende verkündeten. Sarah dachte an Großmutters feuchte Augen hinter dem Jägerzaun, kurz bevor Opa sie zum Bahnhof brachte. Wie schnell waren jedes Mal die Ferien verflogen, und wie lange würde es dauern, bis sie im nächsten Jahr endlich wiederkam.

Jetzt blickte Sarah auf die jahrzehnte alten Stauden der Sommerblumen; sie neigten sich im Wind und in der Stille des Ortes den Blütenkopf.

Gestern erst war sie angekommen. Der Nachlass musste endgültig abgewickelt werden. Doch sie hatte die Magie des Ortes und die Kraft der Erinnerungen unterschätzt. Jene Erinnerungen, die sie nun überrollten. Der ursprüngliche Entschluss, dies alles zu verkaufen, kam ihr plötzlich unmöglich vor.

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Manchmal reicht es nicht, auch wenn die Begegnung uns reich macht…

Wenn du gehst, wieder gehst,

dreh dich bitte nochmal um, und ich seh´s in deinem Blick …“

(frei nach Rosenstolz „Lass es Liebe sein“)

Elias ging durch die Straßen. Nie hatte er sich gleichzeitig so aufgefangen und verletzlich gefühlt, wie bei ihr. War es der Fluch der Liebe, vor dem ihn die Großmutter seit Kindertagen gewarnt hatte?

Nie war ihm bewusst gewesen, was sie eigentlich damit sagen wollte, bis er Stella traf.

Keine Frau hatte ihn vorher mehr gereizt und gleichzeitig so zur Weißglut getrieben, wie sie. Fast ging es einher: mit jedem Schritt, den er sich näherte, hatte er das Gefühl, sie entfernte sich von ihm.

Alles, was er sich je wünschte, machte sie mit einem einzigen Wort, vielmehr mit einer einzigen Geste, zu Nichte, tötete es, ehe er überhaupt darauf eingehen konnte.

Stella schien wie eine Sirene zu sein, jenes mystischen Wesen die in griechischen Sage, das sein Herz gefangen nahm; ihn umgarnte, während sie ihm gleichzeitig die Luft zum Atmen nahm.

Sie entwickelten sich nicht gemeinsam in eine Richtung: Er machte einen Schritt nach vorne, während sie mindestens zwei nach hinten wich.

Wie oft hatte Elias in seinem Leben geglaubt, dass Liebe allein ausreichte, um Menschen zu verbinden – nun wurde er eines Besseren belehrt.

Artisten

Artisten

Es geht darum, mit der Sprache zu jonglieren.

Ihrer Herr zu werden und gleichzeitig mit ihr zusammenzuarbeiten.

Mit den Worten Bilder zu malen, die in unserem Geist längst existieren, und die wir versuchen auf dem Blatt mit Silben, Worten und Sätzen nachzustellen.

Je nachdem, wie gut uns dies gelingt, so zufrieden sind wir am Ende mit einem Gedicht, einer Geschichte oder einem Roman.

In dem Moment wird uns vielleicht wieder bewusst, wie vielfältig die Sprache ist. Im Alltag verroht, kommen wir, übertrieben gesprochen, mit einer Hand voll Worten aus, die wir mit unnötigen Füllwörtern strecken. Ungeachtet der Satzanfänge, die sich wiederholen oder gänzlich fehlen, legen wir los und berichten.

Aufgeschrieben wirkt das Ganze hingegen eher simpel, unattraktiv, vielleicht primitiv.

Also jonglieren wir als Autoren mit den Buchstaben, schweben mit den Worten auf dem Seil und schaukeln mit Sätzen kopfüber am Trapez.

Welch ein Balanceakt, der Übung braucht, damit wir bald ohne Sicherheitsnetz agieren.

Doch wenn es uns gelingt, ist uns der angehaltene Atem der Zuschauer sicher, die mit offenem Mund unsere Bewegungen beobachten und uns am Ende der gelungenen Vorstellung mit tosendem Beifall belohnen.

Frühlingskinder

Frühlingskinder

Schon früh dachte ich, die Jahreszeit, in der jemand geboren wurde, sagt etwas über seinen Charakter aus, losgelöst von den Sternzeichen. Und dies hatte weniger mit seherischen Fähigkeiten zu tun, als mit den Erfahrungen, die mich prägten. So waren mir grundsätzlich quasi seit der Geburt „Winterkinder“ suspekt. Schienen sie doch allesamt mürrisch, düster, schwer und nicht selten mit einer gewissen Art von Melancholie belegt, die im Gegensatz zu der Lebensfreude der „Sommerkinder“ stand. Im Sommer Geborene hatten ein lichtes Gemüt. Häufig sah man sie lachen; sie nahmen bei den ersten Sonnenstrahlen Farbe an. Sie sprühten vor Elan und steckten nicht selten andere mit ihrer guten Laune an. Stets wirkten sie in meiner Erinnerung lebensfroher als die „Winterkinder“ und fieberten ihrem Geburtstag stets entgegen.

Die „Herbstkinder“ hatten für mich grundsätzlich alle das Sternzeichen der Waage. Sie wirkten ebenso ausgeglichen wie nicht aus der Ruhe oder Reihe zu bringen manchmal bis hin zu anteilnahmslos.

Selten überwog eine Seite der Waage, oder in ihnen, die gute oder die böse, die beherrschte oder die unüberlegte, die ängstliche oder waghalsige. Sie waren weder Fisch noch Fleisch, würde meine Großmutter sagen. Soweit würde ich nicht gehen, habe ich doch so viele Waagen in meiner Kindheit erlebt. Jungfrau, Waage, Skorpion – wie zum Ausgleich steht das Sternzeichen zwischen diesen beiden anderen, die unterschiedlicher vom Bild her nicht sein könnten. Und dann gab es SIE: Die „Frühlingskinder“. Wie oft habe ich mich dabei ertappt, darüber nachzudenken, ob meine Eltern vielleicht meinen Geburtstag einfach in den Sommer gelegt hatten, obwohl ich in Wirklichkeit ein „Frühlingskind“ war. Es gibt nichts Schöneres als den Beginn des Frühlings nach den kalten Monaten des Winters. Wenn er dir ersten grünen Gräser aus dem gefrorenen Boden triebt und das Leben in die Natur und die Menschen zurückkehrt.So waren auch die „Frühlingskinder“ meiner Kindheit: Ihnen wohnte ein ganz besonderer Zauber inne. Der Zauber des Neubeginns in den strahlenden Augen. In den Augen über den nicht selten geröteten Wangen und zwischen den ständig etwas Neues erschaffenden Händen.Sie lebten regelrecht mit der Natur auf und zwitscherten eifrig ihrer Lieder. Selten stand ihr Mund still, hatten sie doch ständig etwas Neues zu berichten. Dabei waren sie keine Klatschbasen, nein, sie hatten einfach ihre Augen und Ohren überall. Wie ein Vogel aus der Luft schienen sie oft einen Überblick über das größere Ganze zu haben. Sie prahlten nicht damit, waren nicht angeberisch und doch las man es in ihrem Gesicht: Die Beobachtungen, Erfahrungen, die sie machten und für sich selbst bewerteten. Heute als Erwachsener sehe ich ein, dass ich es mir recht einfach gemacht habe. So schwarz und weiß wie die Welt meiner Kindheit war, ist es heute nicht. Und doch ertappe ich mich hin und wieder dabei, dass ich SIE treffe: Jene Sommer-, Winter-, Frühlings- oder Herbstkinder meiner Jugend. Manche Eigenheiten verstärken sich in zunehmendem Alter, während andere in den Hintergrund treten. Sie werden von dem gelebten Leben verdrängt und blitzen doch manchmal hervor.
So wie neulich, als ich als Pfleger eine 89-jährige Frau auf der Station aufgenommen habe:Plötzlich, fast wie aus dem Nichts, leuchteten ihre müden Augen auf. Ein Gedanke, den sie mir nicht verriet, brachte in ihr mit der Erinnerung auch das Gefühl zurück.

„Sie sind ein Frühlingskind, nicht wahr?“

Lächelnd hatte ich sie gefragt. Der Glanz in ihren Augen verschwand, als sie mich anschließend traurig ansah.„Ach, junger Mann, ich bin im Herbst meines Lebens, wenn nicht gar schon im Winter.“

Ich half ihr aus dem Rollstuhl hinauf auf das Bett als plötzlich der Glanz in ihre Augen zurückkehrte.

„Früher, ja früher, war ich es vielleicht einmal.“

Ich ging vor ihr in die Knie und sah, wie sich ihre blassen Wangen leicht röteten und sie ein Fingerspiel mit den Händen begann.Ich half ihr, sich zurückzulegen und unter die Decke.

„Nein, das sind sie auch heute noch.“Ihre Augen konnten ihr Innerstes nicht verbergen.

Je ne parle pas francais

Geschichte des Tages
Nadin Brunkau
inspiriert vom gleichnamigen Song von Namika

Je ne parle pas francais

Ganz offensichtlich war er ein Tourist.
Ein Fremder in der Stadt, der seine Gruppe und damit neben der Orientierung auch jedes Taktgefühl verloren hatte. Oder war es der Alkohol, der ihn jede Tugend vergessen ließ? Wahrscheinlich handelte es sich um eine fatale Mischung aus Beidem.

Ella wusste es nicht, doch seine Übermütigkeit imponierte ihr. Sie verlieh ihm eine Jugendlichkeit, die er jahresmäßig längst hinter sich gelassen hatte, und die jetzt schelmisch aus seinen Augen blitzte.
Während er unablässig sprach, lachte Ella laut auf.
Sie verstand kein einziges Wort. Sie konnte noch nicht einmal sagen, ob er stammelte, fließend sprach oder die Tonlage zu seiner Sprache und dem Dialekt gehörten.

Bruchteile seiner Sätze ließen Ella darauf schließen, dass er nach seinem Hotel suchte, während er sich nicht sehr emsig bemühte, gleich aufzubrechen, neben ihr ein Bier bestellte. Müde schien er jedenfalls nicht zu sein.

Ella mochte den Klang seiner Stimme. Sie war tief, und es hatte etwas von Urlaub, ohne dass sie den stundenlangen Flug überstehen und tropische Temperaturen aushalten musste, und sie gestand sich ein, dass dieser Kurztrip verlockend war.

Vielleicht interessierte es ihn auch gar nicht, ob sie ihn verstand. Vielleicht war er sich seiner Unwiderstehlichkeit in diesem Augenblick einfach bewusst, wenn er seine Landessprache benutzte. Es war in dem Moment auch völlig egal.

Selbst in der geschlossenen Bar umfing sie der warme Sommerwind und mit den geschlossenen Augen glaubte Ella, den salzigen Geschmack des Meeres auf ihren Lippen zu schmecken. Wie lächerlich erschien doch diese Vorstellung, als sie anschließend auf die umsitzenden Cafebesucher sah.

Sie war keinen Meter weiter gekommen, auch wenn er es ihr suggerierte und ihren Fischmund gekonnt ignorierte, während sie die salzigen Lippen benäßte.
Heute Abend war sie hierhergekommen, um den Alltag hinter sich zu lassen, ohne zu ahnen, wie weit sie tatsächlich reisen würde:
Hinaus in die Welt, über Meere und Grenzen, gemeinsam mit ihm.

Später würde sie ihm dafür danken, dass er die Suche nach seinem Hotel aufgegeben hatte, auch wenn sie kein einziges Wort von ihm verstand.

Frühlingsboten

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Geduldig stehen sie da, während ihre Kollegen längst eingeschmolzen sind und bereits als Hasen wiedergeboren in den Supermärkten angeboten werden.

Sie sind stille Zeugen der verrinnenden Zeit: Standen sie nicht erst gestern unter dem Christbaum? Aufgeregt erwartet neben all den Geschenken, und heute drängen sich bereits die Frühlingsblüher im Garten durch die noch gefrorene Erde.

Wie schnell sind diese ersten zwei Monate des neuen Jahres verflogen. Mitten in der Fastenzeit, blicken wir zurück auf all die guten Vorsätze, die wir in der Silvesternacht fassten.

Glücklich all jene, die sich erst gar nicht auf diesen (Trauer-) Pfad begaben, um nun einzusehen, dass wir ( vielleicht nur das eine oder andere, oder noch schlimmer: Alles) mehr schlecht als recht eingehalten oder umgesetzt haben.

Doch bevor uns diese Erkenntnis in das Tal der Verzweiflung treiben kann, wenden wir uns von den Weihnachtsmännern ab und blicken hinaus in den Garten, in dem gerade erst das Leben erwacht. Vielleicht schlagen wir uns selbst auf die Schulter, wohl wissend: Nichts ist bereits für dieses Jahr verloren, wenn auch dort draußen das Leben erst jetzt beginnt. Die gesetzte Zwiebel, die Wurzel oder Saat wird keimen und uns für den Rest des Jahres blühende Aussichten bescheren.

Neujahrswünsche im Februar…..

Wenn die besten Wünsche für das Jahr 2018 erst im Februar kommen, dann hat das neue Jahr nicht ganz so ruhig gestartet….

Ich wünsche euch allen von Herzen das viele eurer Wünsche in Erfüllung gehen, viel Erfolg bei all euren Vorhaben und vor allem Gesundheit!

Fühlt euch lieb gegrüßt, eure Nadin

P.s. ich glaube so spät war ich noch nie dran😂😂

Und ich danke euch allen Lesern, die mich trotz der Abwesenheit nicht verlassen haben