Manchmal reicht es nicht, auch wenn die Begegnung uns reich macht…

Wenn du gehst, wieder gehst,

dreh dich bitte nochmal um, und ich seh´s in deinem Blick …“

(frei nach Rosenstolz „Lass es Liebe sein“)

Elias ging durch die Straßen. Nie hatte er sich gleichzeitig so aufgefangen und verletzlich gefühlt, wie bei ihr. War es der Fluch der Liebe, vor dem ihn die Großmutter seit Kindertagen gewarnt hatte?

Nie war ihm bewusst gewesen, was sie eigentlich damit sagen wollte, bis er Stella traf.

Keine Frau hatte ihn vorher mehr gereizt und gleichzeitig so zur Weißglut getrieben, wie sie. Fast ging es einher: mit jedem Schritt, den er sich näherte, hatte er das Gefühl, sie entfernte sich von ihm.

Alles, was er sich je wünschte, machte sie mit einem einzigen Wort, vielmehr mit einer einzigen Geste, zu Nichte, tötete es, ehe er überhaupt darauf eingehen konnte.

Stella schien wie eine Sirene zu sein, jenes mystischen Wesen die in griechischen Sage, das sein Herz gefangen nahm; ihn umgarnte, während sie ihm gleichzeitig die Luft zum Atmen nahm.

Sie entwickelten sich nicht gemeinsam in eine Richtung: Er machte einen Schritt nach vorne, während sie mindestens zwei nach hinten wich.

Wie oft hatte Elias in seinem Leben geglaubt, dass Liebe allein ausreichte, um Menschen zu verbinden – nun wurde er eines Besseren belehrt.

Frühlingsboten

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Geduldig stehen sie da, während ihre Kollegen längst eingeschmolzen sind und bereits als Hasen wiedergeboren in den Supermärkten angeboten werden.

Sie sind stille Zeugen der verrinnenden Zeit: Standen sie nicht erst gestern unter dem Christbaum? Aufgeregt erwartet neben all den Geschenken, und heute drängen sich bereits die Frühlingsblüher im Garten durch die noch gefrorene Erde.

Wie schnell sind diese ersten zwei Monate des neuen Jahres verflogen. Mitten in der Fastenzeit, blicken wir zurück auf all die guten Vorsätze, die wir in der Silvesternacht fassten.

Glücklich all jene, die sich erst gar nicht auf diesen (Trauer-) Pfad begaben, um nun einzusehen, dass wir ( vielleicht nur das eine oder andere, oder noch schlimmer: Alles) mehr schlecht als recht eingehalten oder umgesetzt haben.

Doch bevor uns diese Erkenntnis in das Tal der Verzweiflung treiben kann, wenden wir uns von den Weihnachtsmännern ab und blicken hinaus in den Garten, in dem gerade erst das Leben erwacht. Vielleicht schlagen wir uns selbst auf die Schulter, wohl wissend: Nichts ist bereits für dieses Jahr verloren, wenn auch dort draußen das Leben erst jetzt beginnt. Die gesetzte Zwiebel, die Wurzel oder Saat wird keimen und uns für den Rest des Jahres blühende Aussichten bescheren.

Der Geruch von Schnee – Kurzgeschichte

Der Geruch von Schnee

Die Stube ist erfüllt von Weihnachtsluft.

Weihnachtsluft, diese einzigartige Mischung, die es nur im Dezember gibt.

Jene, die Kinderaugen glänzen, leuchten und ihre Herzen höher schlagen lässt.

Jedes Jahr am Heiligenabend, wenn morgens der Baum geschmückt wird.

Der Junge steht vor der Tanne und blickt auf die roten und goldenen Kugeln, in denen er sich spiegelt.

Er zieht die Augenbrauen hoch, dann kneift er die Augen zusammen, ehe sein kleines Gesicht sich zu einer Grimasse verformt.

Die Mutter lacht aus der Küche bei diesem Schauspiel am Baum und lässt die Arbeit für einen Moment ruhen.

Die kleinen Holzfiguren am Christbaum schaukeln sanft hin und her, als der Kleine das hängende Schaukelpferd kräftig anpustet.

Sie tritt zu dem Jungen und geht hinter ihm in die Knie. Sein kleiner Rücken drückt sich fest an sie, als sie ihn liebevoll umarmt.

Gemeinsam spiegeln sie sich in der roten Kugel, Fischaugen ähnlich und lächerlich verzerrt.

Der Kamin heizt den Raum nicht nur mit seiner Wärme. Das knackende Holz, die flackernde Flamme schaffen rundherum Gemütlichkeit.

Ein holziger Duft gemischt mit dem der grünen Nadeln, bildet ein Bouquet mit den schmückenden Zimtstangen und den Orangen, das in der Nase kitzelt.

Auf dem Tisch brennt der Adventskranz.

Alle vier Kerzen sind endlich entzündet.

Die Ungeduld des Kleinen wächst, Heiligabends Höhepunkt ist nicht mehr fern.

Die letzten gebackenen Plätzchen von gestern flüstern ihren Vanilleduft mit einem Weihnachtslied in sein Ohr.

„Wann kommen sie denn endlich?“

Leise und ungeduldig zugleich wandert der Blick des Jungen hinüber zum Fenster.

Dicke Schneeflocken tanzen in der grauen Luft, ehe sie sich zu den anderen auf die dichte Schneedecke über der Straße legen.

„Sie kommen sicher gleich.“

Die Mutter drückt ihren Sohn ein wenig fester und atmet die kindliche Wärme in seinem Nacken.

Sie schließt für einen Moment die Augen bei diesem reinen, milden Geruch, ehe sie ihm sanft einen Kuss darauf haucht.

„Ich kann ihn riechen den Schnee! Du auch?“, ruft er plötzlich laut aus.

Mit großen Augen hat er sich zu ihr umgedreht.

Einen Moment irritiert, sieht sie den Kleinen an, der in dem Augenblick noch einmal riechend die Nase kraus zieht.

„Der Schnee, er kommt näher!“

Erschrocken fahren sie beide herum, als der Vater mit dem Zwillingsbruder in der Küchentür steht.

Blass sieht er aus, der gleichaltrige Junge. Seine Augenringe verschwinden in dem Moment, als er den hell erleuchteten Christbaum im Wohnzimmer sieht.

Mit den Schnee bedeckten Schuhen läuft er langsam auf ihn zu und steht wenig später wie der Bruder zuvor, vor seinem verzerrten Spiegelbild in den glänzenden Kugeln.

Die Mutter begrüßt den Vater mit einem Kuss und lehnt sich dankbar in seine feste Umarmung.

„Frohe Weihnachten.“

Die Zwillinge stehen vor dem Baum.

Der dazugekommene kann den Blick nicht von den Lichtern wenden.

„Ich habe dich schon lange gerochen, bevor du kamst!“
Stolz sieht der eine den anderen an. Er nimmt plötzlich den Duft von sterilem Desinfektionsmittel wahr, der jetzt leicht in seiner Nase beißt, ehe er kurz die Augen schließt.

„Das Krankenhaus stinkt, gell!“, nickt der Zwilling müde, ehe der Vater ihm einen Sessel neben den herrlichen Weihnachtsbaum schiebt.

„Nein, das meine ich nicht!“ Er deutet auf die Schnee verschmierten Stiefel des Bruders, die kleine Pfützen auf dem dunklen Holzfußboden hinterlassen.

„Den Schnee – ich habe den Schnee an deinen Schuhen gerochen!“

Die Jungs lachen beide befreit nach diesem gebrochenen Eis auf, während der eine Bruder dem anderen Bruder liebevoll neckend über den kahlen Kopf streicht.

C/o Nadin Brunkau

Aus „zauberhaft und weihnachtsweise“

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Anna

Geschichte des Tages

Nadin Brunkau
Anna

Sie sah in den Nachthimmel hinauf. Konnte es tatsächlich sein, dass er zu einem jener Sterne dort oben geworden war?
Wie oft hatten sie im letzten Sommer gemeinsam unter dem Himmelszelt gesessen, und er erzählte von seiner, dieser Phantasie.
Es war seine Vorstellung von der Reise, die er bereits Monate zuvor antrat.
Er glaubte fest daran, ein Stern am Himmel zu werden.
„Ich werde es vermissen, das Leben, das schläft, während ich nachts dort oben Wache halte und den Schaflosen leuchte.“
Anna hatte geweint.
Sie weinte vor Schmerz, vor Wehmut und dem kommenden Abschied, den sie seit Wochen lebten.

Nun stand sie auf der dunklen Terrasse, bewusst hatte sie kein Licht angemacht. Das Glas Weißwein hielt sie wie den heiligen Gral zwischen beiden Händen geborgen, während sie sich an die kalte Hauswand lehnte.
„Er muss richtig kalt sein!“, pflegte er stets zu sagen, wenn sie abends die Flasche aus dem Kühlschrank holte, und ja, das war er heute Abend.
Fast war er zu kalt, und Anna zog die Strickjacke enger um die Schultern. Unablässig suchten ihre Augen den Himmel ab.
Wo war er?
Welcher Stern war neu geboren, um sie hier unten auf der Erde nicht allein zu lassen?

Sie dachte an ihn. An seine Kraft, die seinen Körper bald Tag um Tag verließ, und doch nur seine Seele nicht zu erfassen schien. Wie oft tröstete er sie, nahm sie in den Arm, in den Momenten, in denen sie ihn hätte halten sollen.
Woher hatte er all die Kraft genommen?

Anna wusste es nicht, während der Weißwein ihre Kehle herunterlief.
Süß schmeckte er bei all der Säure, die er doch enthielt.
Kalt war er, während er doch ihr Herz mit den Erinnerungen an ihn erwärmte.
Glatt war die Oberfläche des Glases, während ihr Leben in Scherben lag.

„Sieh nicht nur das Negative!“
Plötzlich drang seine Stimme zu ihr. So real, dass sie sich zu dem Stuhl umdrehte, den er nie wieder besetzen würde.„Genieße den  Augenblick!“

Die Tränen in Annas Augen ließen den Sternenhimmel verschwimmen, ehe ihr auf einmal ein kleiner Stern auffiel. Er leuchtete neben all den anderen auf, so dass er selbst durch ihre getrübte Sicht drang.
Plötzlich zweifelte Anna nicht mehr:Er hatte sein Versprechen gehalten.

Dort oben stand er am Firmament und streichelte sie in dem Moment mit seinem Licht. Es gab ihr Wärme, einen Punkt an dem sie sich festhalten konnte, genauso, wie er es zu Lebzeiten getan hatte.

Anna blinzelte, ehe sie ihr Glas zu einem Trost erhob.

Dienstag, 3.Oktober

Im Rückblick werden wir schon das ein oder andere Mal gedacht haben: Hätte es diesen oder jenen Moment nicht gegeben, wäre heute einiges anders.

Ohne Umschweife, ohne Wenn und Aber, vermag ich am heutigen Tag zu sagen:

Ohne die Deutsche Einheit 1989/ 1990 wäre für mich definitiv heute ALLES anders.

 Bei allen Diskussionen um das Zusammenwachsen, den Soli, blühende Landschaften, Dunkeldeutschland oder das Ost-West-Gefälle, lasst mich sagen: Ich bin unendlich dankbar.

Dankbar für meine Familie und die Chancen, die ich ergreifen kann oder auch nicht. Eben einfach für die Wahlfreiheit in diesem Deutschland, das einmal Europa sein wird.

 Der 3.Oktober könnte mein Valentinstag sein, mein Hochzeitstag, mein Namenstag ebenso wie mein zweiter Geburtstag oder der Ostersonntag, dem Tag der Auferstehung.

Es mag polemisch klingen, vielleicht übertrieben, doch all diesen Tagen ist gemeinsam, dass sie die Realität widerspiegeln.

Dabei bin ich bei all der Euphorie zu keinem Zeitpunkt weltfremd.

Das Buch „Zonenkinder“ von Tanja Henschel beschreibt meine Generation sehr gut. Geboren 1976 1976 in Sachsen-Anhalt / DDR brach 1989 nicht nur die Mauer, sondern eine ganze Gesellschaftsform mit ihrem Wertebild zusammen.

Nun lag es an uns, quasi Heimatlosen, uns in der neuen Staatsform eine neue Heimat aufzubauen, die fast alles Alte abschaffte. Wir lebten von heute auf morgen in einem Land, dass auch den Namen Deutschland trug, in dem die gleiche Sprache

gesprochen wurde – doch dies waren die einzigen Übereinstimmungen mit dem Land meiner Kindheit, in dem ich aufgewachsen war.

 „Wir sind vom Leben gezeichnet, in den buntesten Farben“

(SPD- Song:“So schön kaputt“)

 Wir waren Ausländer im eigenen Land; zu neudeutsch sogar : „Wirtschaftsflüchtlinge“, wenn wir in die ehemalige BRD umsiedelten.

Auf der Suche nach neuen Chancen zogen auch meine Eltern mit mir 1991 nach Baden-Württemberg. Ich besuchte die 9.Klasse im Gymnasium und traf dort meinen heutigen Mann, den Vater unserer drei Söhne.

Mit Verlaub – ich kann sagen: Mein Leben wäre allein aus dem Grund heute gaaanz anders, von der beruflichen Entwicklung einmal ganz abgesehen.

 Hätte es dieses Wendejahr nicht gegeben, würden wir heute aus der Enklave heraus das Konstrukt Europa beobachten, ohne ein Teil davon zu sein. Wir würden es womöglich argwöhnisch beobachten, vielleicht mit offenem Mund, wie das „Monster des Kapitalismus“ wuchs, und im Sozialkundeunterricht mit dem Lehrer und Lenin an der Wand wahrscheinlich sehr einseitig kritisch darüber diskutieren.

 Natürlich kenne ich auch die Stimmen al jener, die nie ankommen zu scheinen, und sich in eine Art Ostalgie retten, während sie sich die Vergangenheit zurückwünschen. Sie sind vom Leben Gezeichnete, und ich maße mir nicht an, über sie zu urteilen.

Ich spreche hier, heute an diesem Feiertag tatsächlich nur von mir und meinem eigenen Stolz:

Für mich ist es ein Feiertag!

Ich bin dankbar für die Mutigen aus den letzten Jahren der 1980er. Sie haben damals selbst in den dunklen Nächten mit ihren Kerzen gesehen, welche Chancen uns bald offenstehen könnten!

DANKE

DIE KRÜMMUNG DER ZEIT KURZGESCHICHTE DES TAGES

Nadin Brunkau
Die Krümmung der Zeit

 …oder der Moment, an dem wir physikalische Gesetzmäßigkeiten einfach aushebeln.
Was sind das für Augenblicke, in denen wir selbst manchmal staunen:
Schließlich wissen wir von klein auf, dass 60 Sekunden eine Minute ergeben und 60 Minuten eine Stunde.
Und doch kommt es uns manchmal so vor, als säße dort am Uhrwerk und Zahnrädchen des Lebens, ein kleiner grauhaariger Mann, der diese Regel an manchen Tagen etwas anders auslegt.

Zum Beispiel dann, wenn wir glauben, die Zeit scheint still zu stehen, nicht zu vergehen, in den unendlichen Momenten des Wartens.

In den Augenblicken des Ausharrens, des Haderns oder der Angst, alleine zu sein mit unseren Befürchtungen, scheinen Sekunden und Minuten mitunter einer Ewigkeit zu gleichen.

Vergessen ist dann in dem Moment die Regel oder Norm des gleichmäßigen Hüpfens des Sekundenzeigers auf dem Ziffernblatt, wenn wir nach den dunklen Stunden erschrocken feststellen, dass erst ein paar wenige Minuten vergangen sind.
Im Gegensatz dazu erinnern wir uns dann an den letzten Moment, als wir im Taumel des Glücks, der Geborgenheit oder eines anderen wunderbaren Augenblickes mehr als einmal das Gefühl hatten, die Zeit, sie rinnt wie Sand durch unsere Hände.

An unseren Wunsch, den Augenblick festhalten zu wollen, ihn nie wieder zu verlassen und am liebsten für die Ewigkeit einzufrieren.

Und anschließend an unseren erschrockenen Blick auf die Zeiger der viel zu laut tickenden Uhr, die uns vorgaukelt, eine Stunde verginge in fünf Minuten.
Wie ist sie doch in unserer Wahrnehmung so dehnbar:
Diese verlässliche, stetig gleich schnell laufende Zeit in unserem Leben.

Wenn aus Minuten Stunden werden können und die Stunden fliegen wie Minuten.
Zeit ist relativ; 
das wissen wir nicht erst seit Albert Einstein, und wir selbst müssen keine kleinen Einsteine sein, um dieses Phänomen zu erleben.

So bleibt uns der Wunsch, dass die trüben Stunden schneller fliegen, wohingegen die Augenblicke des Glücks endlos erscheinen mögen!

Sommer

Es ist Sommer  Die Menschen strömen bei den heißen Temperaturen mal in den Schatten, mal in den Abkühlung versprechenden See.

Wir laben die aufgeheizten Körper in den kühlen Fluten, unabhängig davon, ob sie salzig sind, Wellen  bringen oder süßwassergleich den Himmel spiegeln.

Es ist Sommer und damit jene Jahreszeit, die uns dazu bringt oder zwingt, uns luftig bekleidet zu zeigen. Also halbnackt unter Fremden, während wir uns das restliche Jahr stundenlang vor dem Spiegel drehen, um zu prüfen, ob uns dieses oder jenes Kleidungsstück steht.

Es ist Sommer. Das Bier in der Sonne schmeckt kühlender und erfrischender als ein Sommergewitter je sein könnte. Selbst die Weinschorle hat noch nie so gut geschmeckt, während der abgestandene Atem die Luftmatratze füllt.

Es ist Sommer, im Idealfall auch Urlaub, und wir lassen die Seele baumeln an einem Tag, der so entspannt ist, dass wir wünschen, er würde nie zu Ende gehen.

Es ist Sommer und vielleicht freuen wir uns auf die bunten Blätter des Herbstes, die uns als Autoren wieder an den Schreibtisch wehen. An jenen Schreibtisch, an den Block, der dann von Erinnerungen des Sommers spricht; vorfreudig den nächsten kommenden Sommer fast herbeisehnend…

Nur eine Idee

Es ist eine der schönsten Phasen im Entstehungsprozess eines Buches: der Moment, wenn eine Idee reift.

Vielleicht ist es , wie das erste Ultraschallbild, auf dem man(n)/frau das Geschlecht erkennt und dem auszutragenden Kind das erste Mal einen Namen gibt, während man sich vorstellt, wie es aussehen und sich entwickeln wird.

Wem es wohl ähnlich sieht und wessen Augen es hat, durch die es bald die Welt betrachtet. Welche Eigenschaften es hat, die es auszuprägen gilt, damit es in der Welt/ seinem Leben besteht.

Ja, es ist ein großer Moment, lange bevor die eigentliche Geburt beginnt.

Bewahren wir uns als Autoren diese kindliche Freude, die Aufregung, immerhin ist sie der Antrieb, unser Motivator, der uns beim anschließenden Schreiben antreibt.

Interview im Autorennetzwerk



Autoreninterview Nadin Brunkau

Mein Name ist Nadin Durcak. Ich bin 40 Jahre alt und habe mein Herz in Heidelberg verloren.
Die meisten von euch kennen mich unter meinem Mädchennamen: Nadin Brunkau.

Begonnen hat alles mit einer schwierigen Phase in meinem Leben. Wer kennt sie nicht, persönliche Schicksalsschläge, die uns manchmal daran erinnern, uns fast zwingen, uns endlich mehr mit uns selbst zu beschäftigen.
Ich habe mich darauf besonnen, dass ich früher gern kreativ war, schrieb und malte, und mit Beidem wieder begonnen.
Als verheiratete Mutter von drei Söhnen, Hausherrin, Teilzeitkraft und Hundemama war mir schnell klar, dass ich ein Ziel verfolgen muss, um den „Ablenkungen“ in meinem Leben zu trotzen.
Gesucht- gefunden: Der Oldenburger Jugendbuchpreis war noch knapp ein dreiviertel Jahr entfernt, und ich nahm ihn als Anlass meinen Jugendroman „Brüderkuss“ zu schreiben.
Dabei ging es in der Hauptsache nicht darum, zu gewinnen, sondern eine Deadline zu haben und dranzubleiben.
Stolz habe ich das Manuskript pünktlich im Juni 2015 abgeschickt und später unter dem Pseudonym Nane Neufeld veröffentlicht.

Zeitgleich habe ich auf WordPress meinen Blog eingerichtet, um über das Projekt zu berichten, und bin dem Autoren_Netzwerk beigetreten.
Es war – und ist noch heute – ebenso Hilfe wie ein unerlässlicher Motivationspool, und ich lerne wunderbare Menschen mit dem gleichen „Hobby“ kennen.
Der Austausch, all die Informationen begleiten mich, so dass ich inzwischen als Selfpublisher über Amazon in den kommenden Tagen mein sechstes Buch veröffentliche.

Ich freue mich auf das Interview und schaut doch mal in meinen Blog rein, in dem es nicht nur um das Schreiben, sondern auch um meine größte Leidenschaft: Das Leben an sich, geht.

Herzlichst, eure Nadin

Links:

Blog

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Amazon Autorenseite

Das Autoren_Netzwerk freut sich, die Autorin Nadin Brunkau zum Interview begrüßen zu dürfen.

Wie bis du zum Schreiben gekommen?

Wahrscheinlich wie viele von uns durch ein persönliches Ereignis, dass einen wieder daran erinnert, was man eigentlich gern macht / kann.

Wie alt warst Du, als Du mit dem Schreiben angefangen hast?

Ich habe in der Pubertät viel geschrieben. Dann lange pausiert, bis ich an meine eigenen Grenzen gestoßen bin und mich wieder darauf besonnen habe.

Bist du der klassische Plotter oder schreibst du direkt aus dem Kopf und arbeitest dann nach?

Ich gestehe, ich schreibe aus dem Bauch heraus. Meistens beginne ich danach zu plotten und arbeite dann ab der Hälfte mit einem Plot, um mich nicht zu verrennen. Schwierig war es bei meinem Roman „Wer von Sünde spricht“. Da habe ich mir selbst eine Herausforderung gestellt, weil ich 8 Menschen, 7 Todsünden an einem Wochenende in einem Innenhof sitzen und diskutieren lasse.

Wie gehst du ein neues Buch an? Wie entwickelt sich die Ideen? Woher bekommst du deine Inspiration?

Meine Inspiration ist eher spontan. Meist reicht ein Wort oder ein Satz und ich beginne darüber nachzudenken und es aufzuschreiben. Wenn ich Glück habe entwickelt sich eine Geschichte daraus.

Schreibst du direkt in den PC oder machst du dir wie viele andere erst handschriftliche Notizen?

Voll old school: ich schreibe alles mit der Hand und mich kann man mit einem Notizbuch zu den Feiertagen glücklich machen oder mit einem Füller.

Wie gehst du mit Störungen um, wenn du schreibst?

Als Mutter von drei Kindern sind „Störungen“ quasi mein zweiter Vorname. Wenn ich an einem Projekt arbeite stehe ich sehr früh auf. Gegen 3 oder 4 Uhr morgens um die freie Zeit zu nutzen.

Magst du kurz anreißen, worum es in „Lifescapes“ geht?

Lifescapes sind die Landscapes, die Landschaften des Lebens. Es ist eine Kurzgeschichten Sammlung, die von dem Leben und den Menschen handelt.

Was brauchst Du unbedingt zum Schreiben?

Unbedingt zum Schreiben? Einen Block und einen Kulli.

Arbeitest du an einem weiteren Buch?

Ja ich habe einen Roman in der Schublade, dessen Überarbeitung ich aber immer wieder aufschiebe. Weißt du warum? Ich habe das Gefühl, es könnte etwas ganz besonderes sein und ich möchte es nicht vermurksen. Deswegen warten wir …

Wie kommst du auf die Idee, du könntest ihn vermurksen?

Ich weiß es nicht, aber kennst du das Gefühl, dass etwas noch reifen muss?

Hast Du irgendwann schon einmal etwas geschrieben, was Dir jetzt peinlich ist?

Ich schreibe oft etwas was mir hinterher peinlich ist. Gott sei Dank ist meine Handschrift so unleserlich, dass sie außer mir niemand entziffern kann.

Wie stehst du zu Lesungen? Hast du schon, würdest du gerne? Wie gehst du an sie heran und bereitest dich vor?

Ich habe eine Lesung bisher gehalten und fand es ganz wunderbar. Gern würde ich öfter lesen. Ich mag die Aufregung vorher und vor allem das direkte Feedback der Zuhörer. Wie bereit ich mich vor? Ich wähle die besten Szenen aus und vertraue darauf, dass die Menschen die kommen, mir wohlgesonnen sind.

Hattest Du schon schlechte Kritiken, und wenn ja, wie gehst Du damit um? Oder wie würdest Du damit umgehen?

Natürlich hatte ich schon schlechte Kritiken. Mein Schreibstil polarisiert. Manche mögen es, Manche nicht, Ich versuche jede Kritik ernst zu nehmen und prüfe sie dahingehend, was ich ändern kann ohne mich selbst zu verbiegen.

Ich werfe mal die Frage nach den drei Dingen – keine Menschen – in den Raum. Was nimmst du mit in die Wüste bzw. ins Packeis?

Wenn ich könnte einen Stift, ein Notizbuch und etwas zu trinken .

Über was würdest du nie schreiben?

Das ist eine schwierige Frage. Ich ertappe mich oft dabei, dass ich einen Gedanken verwerfe, weil ich denke, dass kannst du nicht schreiben. Es nimmt jemand persönlich oder bezieht es auf sich. Kennt ihr das nicht, dass Menschen die euch kennen in jeder eurer Geschichte etwas autobiografisches suchen?

Welche Autoren liest du? Inspirieren sie dich?

Ich lese eigentlich querbeet. Das einzige was sich in meinem Bücherregal nicht findet sind klassische Frauenromane, wobei ich nichts gegen sie habe, aber es mich einfach nicht gepackt. Ansonsten lese ich auch gern Klassiker. Ich mag Menschen, Schreiberlinge, die mit der Sprache hantieren.

Wie geht deine Familie mit der Schreiberei um? Unterstützt sie dich?

Meine Familie unterstützt mich. Sieht sie doch, dass es mir gut tut.

Was war zuerst da? Der Blog oder der Gedanke, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen?

Der Blog kam mit der Idee zum ersten Buch, fast parallel.

Hast noch Zeit für Hobbies nebenbei?

Ich male, wenn mein Kopf gerade leer ist oder die Finger den fein motorischen Dienst des Schreibens verweigern.  Ansonsten habe ich Hund, Haus, Kegel und drei Söhne. Sport treibe ich nicht.

Bezeichnest Du Dich als Autorin oder Schreiberling?

Wo ist der Unterschied zwischen Autor und Schreiberling? Es ist ein Handwerk. Vielleicht ist der eine ein Geselle und der andere ein Meister, dann bin ich eher der Schreiberling.

Ich fragte nur, weil viele Autoren den Begriff Schreiberling negativ sehen.

Ich finde den Begriff Schreiberling nicht negativ. Für mich ist es ein Anfangsstadium. Was macht den einen Autor aus?

Hast du einen Traum, den du dir unbedingt erfüllen möchtest? Bestsellerautor gilt nicht, das werden wir schon.

Ich mag noch einige Reisen machen.

Eine gute Fee erfüllt dir drei Wünsche …

Gesundheit für mich, meine Familie und alle Lieben um mich herum. Den Rest kriegt man irgendwie gestemmt.

Sollte ein Buch von dir verfilmt werden, hättest du bereits Hauptdarsteller im Hinterkopf? Wer würde es werden?

Oh welch indiskrete Frage – zugegeben, ich habe für die „Darsteller“ Protagonisten zu „Wer von Sünde spricht“ Schauspieler aus dem Internet ausgedruckt und an meiner Pinwand gehabt, um sie gut zu beschreiben.

Jetzt würde ich gern einen Roman schreiben und mit dem Schauspieler Eddi Redmayne verfilmen. Wahnsinniger Charakterdarsteller, den ich letztens in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ gesehen habe….müsst ihr unbedingt schauen. Den Titel weiß ich noch nicht. Vielleicht „Alle sieben Jahre wird ein Fuchs geboren“ …

Wer hing an deiner Pinnwand?

An meiner Pinwand hingen sie alle – von Katharina Thalbach bis Axel Prahl.

Wie (oder wo) findest du deine Leser?

Leser hätte ich gern mehr. Wo finde ich sie … je ne sais pas …

Wie erholt du dich?

Ich erhole mich am liebsten bei einem Glas Wein oder der Gartenarbeit.

Hast du irgendwelche Laster – Fahrzeuge gelten nicht?

Definitv rauche ich zu viel. Es sind die Musen Laster: Nikotin und Alkohol. Und der innere Schweinehund …

Wie viele Bücher hast du schon veröffentlicht?

Ich habe mit dem Kurzgeschichten Band sechs Bücher veröffentlicht.

Hörst du Musik beim Schreiben? Wenn ja, irgendetwas bestimmtes?

Die Musik muss unbedingt zur Stimmung passen. Das kann eine Piano Endlosschleife sein zu etwas emotionalen und etwas lautes zu zu einer spannenden Geschichte. Ich liebe Musik und bin auch hier altmodisch. Vinyl liebe ich am meisten.

Hast du einen Tipp für jemanden, der mit dem Schreiben anfangen möchte?

Er soll unbedingt anfangen! Das ist der erste Schritt. Und ich wäre heute nicht da, ohne euch in diesem Netzwerk kennengelernt zu haben. Dies ist mal ein Platz für eine Liebeserklärung – danke.

Wie gehst Du damit um, dass es möglich ist, Deine Bücher kostenlos herunterzuladen? Also Buch Piraterie?

Ich habe schon gesehen, dass es auch Kopien meiner Bücher gibt. Aber ich bin da leider zu wenig bewandert um etwas zu unternehmen. Vielleicht sollte ich mich einfach freuen, dass es Menschen gibt, die das Buch dann wenigstens „schwarz“ lesen. Nein, Spaß beiseite, wir verdienen alle keine goldene Nase als Selfpublisher und ich fände es schon okay, wenn die Druckerpatronen wieder reinkommen. ich halte nichts davon und kaufe auch meine Musik legal.

Wie sieht die Zukunft der Autorin aus? Hast du eine Vorstellung, wo du in 5 Jahren sein möchtest?

In fünf Jahren? Ich weiß es nicht. Nach meinem Besuch der FBM im vergangenen Jahr träume ich davon, einmal auf einem Hallen hohen Regal zu stehen. Mein Titel von oben bis unten, Ja, ich träume,  vielleicht wird es der Titel Nummer 13 oder 21, oder in zehn Jahren,  oder nie, aber der Traum treibt einen an.

Das mit dem Hallen hohen Regal gefällt mir.

Die sehen super aus… wie Wolkenkratzer … der Traum der Menschheit …

Die Menschheit braucht Regale? Lächel …

Jupp. definitiv und sie sollten Hallen hoch sein …

Vielen Dank für das offene Interview, Nadin, weiter viel Erfolg und auf das du dein Hallen hohes Regal bekommst. Schönen Abend noch an alle.